Wir kämpfen für Deutschland - in den Grenzen von 1949!


Die Vernichtung der CSU auf demokratischem Wege, das ist unser Auftrag!

Hier ist bereits Geschichte geschrieben worden, wie sie wirklich hätte passieren sollen! Und daß jetzt nicht wieder Heerscharen von sehr iösen Historikern versuchen dies möglichst wissenschaftlich authentisch umzuschreiben, so wie dies bereits seit der Urblase bis zum letzten Fünf vor Zwölf permanent geschieht.

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01.08.2015

Galileo 2


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depressionistischer Roman

von Stefan Veith

für Susanne

für Stanisław Lem
in größtmöglicher Verehrung


Heiter ist das Leben, ernst ist die Kunst“
Schriedrich Filler


I.

Allmählich fing die Sache an, unangenehm, geradezu lästig zu werden. Curtis begann sich zu fragen, wie Armstrong, Aldrin und Collins das damals eigentlich ausgehalten hatten. Und bei denen war die Entfernung zur Erde ja nur etwa 300 000 Kilometer gewesen, das heißt, eine Antwort auf ihre Funksprüche konnten sie wenigstens nach zwei Sekunden erwarten, eine halbwegs normale Unterhaltung war also noch gewährleistet.

Er war jedoch mittlerweile fünf Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Und das machte jede Unterhaltung zur Bodenstation zu einer seltsamen Erfahrung, noch dazu zu einer, auf die er nicht vorbereitet war – und das, obwohl man scheinbar alles Mögliche durchgespielt hatte. Aber daran hatte keiner gedacht. Jedenfalls: statt einer normalen Unterhaltung wurde es immer mehr zu einem Austausch längerer Textpassagen, da man immer länger auf eine Antwort wartend, nicht mehr in einzelnen Sätze kommunizieren konnte.
Und das würde immer extremer werden.

Die im Oktober 1989 gestartete Raumsonde Galileo war kein voller Erfolg. Ihre Aufgabe war ein Flug zum Jupiter und eine ausführliche Erforschung seiner Monde. Die zur hauptsächlichen Datenübertragung vorgesehene Parabolantenne ließ sich nicht richtig öffnen, die Datenübertragung ließ zu wünschen übrig, und so wurde, nachdem ausführliche Tests und schließlich eine erfolgreiche bemannte Marsmission durchgeführt wurde – wenn auch mit erfolgreicher Rückkehr der Beteiligten, bald der Plan gefasst, ob man nicht auch eine ähnliche Mission zur Erforschung von Jupiter durchführen könne. Auf dieses Mal besseres Gelingen.
Man konnte. Und Curtis hatte es auszubaden. Wenn auch durchaus freiwillig.

Ach, Jupiter! 318-fache Erdmasse, ein ziemlich fetter Sack also. Geht man von einer Erdmasse von sechs Trilliarden Tonnen aus, hätte er so etwa 1 900 Trilliarden Tonnen. Eine gängige kosmologische Theorie besagte sogar, dass ein Planet dieser Masse in relativer Erdnähe sogar nötig gewesen sei, um Kometen, Planetoiden und ähnlichen kosmischen Kleinschrott auf sich zu ziehen oder wegzuräumen, der sonst zusätzlich auf der Erde eingeschlagen wäre.
Und wenn man pro Katze vier Kilogramm rechnet, ergäbe die Jupitermasse 475 000 Trilliarden Katzen. Die dann auch noch zusammengenommen in etwa dieselbe Ausdehnung wie Jupiter hätten. Und das wäre, so nett die Viecher auch sind, denn doch des Guten arg viel.
Curtis schrak auf. An was hatte er gerade gedacht? Er war zwar erheblich angeschickert, zu tun war auch nichts mehr, die Funksprüche mit bald Minutenverzögerung hatte er auch hinter sich, trotzdem erschrak er. Derartige Unternehmungen führen automatisch zu psychischen Extremzuständen, aber so früh?
Das idiotische Alkohol- und sonstige Drogenverbot auf Raumflügen hatte man zwar bald aufgegeben – dieser Tatsache verdankte Curtis zum Beispiel seinen 3-Kilogramm Vorrat an Gras, 2 000 Liter besten Talisker und einige andere Whiskys, elsässischen Gewürztraminer in rauen Mengen und ähnliche Leckereien. Curtis konnte damit, zumindest, solange er arbeiten musste, aber nichts anfangen, und verlegte derartige Orgien eher auf den astronautischen Feierabend. Eben wie
gerade eben. Doch hatte er das mit den Katzen gerade wirklich ausgerechnet. Das ging ja früh los. Kaum ein paar Wochen von der Erde weg und schon so was. Seine Reise sollte knapp zehn Jahre dauern, wenn er schon nach so kurzer Zeit, anfangen wurde, durchzudrehen?

Mal davon abgesehen, wie viele Gedanken man dafür aufgewandt, hatte, ob eine derartige Mission überhaupt durchführbar sei, nahm breiten Raum die Frage ein, ob so etwas eher ein Einzelner oder mehrere Leute durchführen sollten. Man kam schließlich zu dem Schluss, dass ein derartiger Flug eher eine Einzelmission sein müsse. Trotz aller psychologischen Tests und einem Probezusammenleben: Die Gruppendynamik war doch zu schwer einzuschätzen. Und der Astronaut sollte zwar lebensbejahend, doch nicht am Leben hängend sein. Natürlich, Curtis war sich darüber im Klaren, dass seine Rückkehrwahrscheinlichkeit bei etwa 50% lag. Deswegen war er ja auch zum Zug gekommen, wenn auch keinesfalls als erste Wahl, also Nummer neun von elf; die anderen waren entweder abgesprungen, krank geworden, und, ja, einen recht rätselhaften Selbstmord gab es auch noch.
Und jetzt flog er zum Jupiter und rechnete, wenn auch schon ziemlich angetrunken, etwas mit Katzen aus.

Verstehen konnte man das irgendwie schon. Denn das Astronautenleben bei einem derartigen Flug war vor allem eines: Langweilig. Man hatte sich jede Menge Gedanken gemacht, wie man ihn auf der langen Reise beschäftigen konnte und war unter anderem  – nicht so recht zu glauben – ausgerechnet darauf gekommen, ihn Kristallisationsversuche betreffend verschiedener Salze machen zu lassen.

Nun brachte das Wachstum von Gipskristallen ja zweifellos Spannung und Leben auf die Galileo, besonders, da man, um so etwas wie Schwerkraft zu erzeugen, man das Schiff rotieren ließ und die entsprechende Zentripetalkraft damit etwa die Hälfte der Erdgravitation bewirkte. Manchmal dachte Curtis bissig, dass das ja nicht so arg viel Unterschied zum Kristallwachstum auf der Erde bedeuten könnte und um derartige Versuche zu machen, hätte man ihn nicht loszuschicken brauchen. Es hätte genügt, einen Berg entsprechender Höhe auf der Erde aufzuschütten.

Immerhin, und das sei auch erwähnt: Man hatte ihm Datenbanken mit aller erdenklicher Musik, Literatur und Kunst mitgegeben. „Du wirst es brauchen“, hatte McDowell, seine Betreuerin bei der Vorbereitung zu dieser Mission gemeint, als er Zweifel daran äußerte, ob er sich denn jemals auch nur 5% dieser ganzen Sachen würde widmen können.



II.


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Nun, nach bereits zwei Monaten Flug, begann die Isolation sich immer massiver auszuwirken. Immerhin hatte Curtis so etwas wie Gravitation, dadurch nämlich, dass man das Schiff schnell rotieren ließ und damit die Zentripetalkraft die Gravitation gewissermaßen ersetzte. Allerdings musste bei jeder Kursänderung die Rotation des Schiffs zum Stillstand gebracht werden, aber da war ja noch hin. Außen war also gewissermaßen unten, aber das störte ihn nicht, viel weniger zumindest, als dass der Funkkontakt mit der Erde sich immer mehr zum Austausch längerer Textpakete entwickelte, wobei er seinen teilweise desolaten psychischen Zustand gar nicht erst zu verbergen suchte.
 


Er hörte viel Burgmüller, soff, kiffte und begann über Religion nachzudenken.

 

Wenig hat den Machtanspruch der Religion so in Frage gestellt, wie die moderne Astronomie (Macht, darum geht es; um nichts anderes).
Ja, das war schon ein massiver gedanklicher Fehler von Karl Marx. Zwar hatte Curtis keinerlei Erfahrung mit den entsprechenden Substanzen, aber Religion war definitiv nicht Opium fürs Volk. Bestenfalls Valium (wobei man Marx nicht den Vorwurf machen kann, dass er Valium noch nicht gekannt hatte; aber so schlecht wie das Christendumm konnte Opium einfach nicht sein).

Kirche (speziell kathohlische) und Astronomie, ein größerer Gegensatz war nicht denkbar. Es ging schon damit los, dass die kathohlische Kirche so sehr auf dem Weltbild des „heidnischen“ Philosophen Ptolemäus bestand, nämlich, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums sei und Sonne, Planeten und der ganze Rest um die Erde kreisen würden. Und „Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild.“ Schwachsinn. Das war einfach nur umgekehrt zu verstehen.

Und da der Mensch nun Mal die unangenehme Eigenschaft hat, sich wichtiger zu nehmen, als er ist, konnte er es einfach nicht akzeptieren, dass er einfach nur auf einem kleinen Planeten lebte, der eine höchst durchschnittliches Sonne umkreiste, die sich in einem langweiligen Spiralarm einer höchst durchschnittlichen Galaxie befand. Nein, diese Kränkung konnte der Mensch nicht akzeptieren. Er musste die Krönung der Schöpfung sein. Es fragt sich nur welcher.


Nein, ein kleiner Planet, der um einen höchst durchschnittlichen Stern kreist, der wiederum nur Mitglied in einer höchst durchschnittlichen Galaxie ist: Das ist natürlich schwer zu ertragen. Tja, wenn „Gott“ so was geschaffen hatte. Aber warum eigentlich?

Auch wenn man nicht das Russelsche Dilemma „entweder ist Gott nicht barmherzig oder allmächtig“ ausbreiten will, was sollte das alles? Was sollte sich ein allmächtiger Gott mit einer derartigen Menschheit abgeben und warum? So wie ein Hundehalter vielleicht, mit dem perfiden Unterschied, dass er sich seine Geschöpfe auch noch geschaffen hat?

Was sollte das für ein seltsamer Gott sein, den man dann auch noch ehren und vielmehr fürchten sollte?

Und Curtis war froh, zumindest diesem Wahnsinn entkommen zu sein. Seinen ganz eigenen hatte er sowieso.




 




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